Gebrauchsgüter gemeinsam nutzen
Wenn Gebrauchsgüter von mehreren Menschen genutzt werden, entsteht eine Art «Allmend», eine Form von Gemeinsamkeit. Sie erlaubt eine bessere Nutzung der Dinge, als wenn jeder sie kauft und nur für sich nutzt. Gemeinschaftliche Nutzung ist auch ökologischer. Wie aber kann sie gelingen?
Mieten statt kaufen
Ich habe vor einiger Zeit beim an der Eingangstür des Do-it-yourself-Ladens Jumbo an der Clarastrasse ein Plakat entdeckt mit dem Slogan «Mieten statt kaufen. Sharely». Aha, so dachte ich, offenbar kann ich hier eine Kreissäge, die ich nur selten benötige, mieten, statt sie zu kaufen. Ich fragte nach beim Personal, das mich auf die Website «sharely.ch» verwies. Dort lese ich: Sharely.ch ist die grösste Schweizer Miet- und Vermietplattform für Alltagsgegenstände. Hier kann jeder einfach und schnell zum Mieter oder Vermieter werden, damit ökologisch und nachhaltig handeln, den Konsum senken und dazu noch Geld sparen, bzw. verdienen.
Mieten statt kaufen bei Jumbo, Bild BG
Die Plattform wurde 2013 gegründet von Andreas Amstutz in Zürich. Ein Bericht von «20 minuten» vom 11.10.13 dazu: Sharely funktioniert nach ähnlichem Prinzip wie der Community-Marktplatz für Unterkünfte Airbnb. Im Gegensatz zu Airbnb soll auf der Schweizer Plattform in erster Linie mit der Nachbarschaft geteilt werden.
Wie funktioniert das?
Entweder man hat selber Dinge, die man gegen einen selber festzulegenden Preis ausleihen möchte. Diese stellt man mit Foto und Beschreibung in die Plattform. Die Veröffentlichung ist gratis. Jedoch kassiert Sharely 20% des Erlöses. Oder ich möchte selber etwas ausleihen. Dann finde ich das Passende via einen umfangreichen Angebots-Katalog, der von Babysachen, Freizeit, über Mobilität und Kleider bis Sport oder Wohnen reicht. Bei jedem Angebot steht jeweils, wie weit dieses von meinem Standort aus entfernt ist. Damit die Plattform das herausfindet, braucht sie eine Anmeldung mit persönlichen Daten, einschliesslich Händy-Nummer. Alle Objekte werden vor der Freischaltung manuell geprüft und sind während der gesamten Mietdauer automatisch über Die Mobiliar versichert. Die Übergabe der Objekte erfolgt im persönlichen Kontakt, was zur Nachbarschaftspflege beitragen kann.
Das Interesse von Jumbo
Als ich das Werbeplakat bei Jumbo sah, habe mich gefragt, warum die Firma das macht, da sie ja viele der aufgeführten Objekte selber im Verkauf hat. Der von mir angefragte Verkäufer verwies mich auf die Zentrale in Dietlikon, wo mir Herr Daniel Hoffmann schriftlich Auskunft gab: Sharely ist eine von mehreren Kooperationen, die uns helfen, aktuelle Marktentwicklungen besser zu verstehen. Die Idee ist, dass wir meist jungen Unternehmern die Reichweite unserer Werbung, unserer Filialen und des Onlineshops zur Verfügung stellen; dafür geben sie uns Einsicht in Ihr Geschäft und teilen ihre Einsichten mit uns.- Hofmann verweist auf weitere Plattformen-Partnerschaften und erklärt: Das alles läuft irgendwie hinaus auf eine digital potenzierte Art der Nachbarschaftshilfe, was uns sehr interessiert.
Benno Gassmann