Kolumne von Elsbeth Rüedi
Wohl selten waren wir mit allen Arten von Vergänglichkeit, - leisen, heftigen, überraschenden - so deutlich konfrontiert und der Begriff der «Vanitas» scheint in unsere gegenwärtige Welt geradezu auf unheimliche Weise zu passen... Nun sind wir ja eigentlich ab Geburt von Vergänglichkeit umgeben und verwenden sogar das ganze Leben dauernd dafür, diese zu verdrängen... Zur Zeit aber sind wir, in ganz verschiedenen Graden und Gebieten, so betroffen, dass wir nicht ausweichen können.
Beim Nachdenken über die Vergänglichkeit kam mir plötzlich eine Liedstrophe in den Sinn, die mir heute noch die Tränen in die Augen treibt, weil sie so berührend zeigt, wie Paradiese verschwinden:
L`oiselet a quitté sa branche Et voltige par le monde L'oiselet a quitté sa branche Et regrette son nid desert. Il pleure, qu ́il pleure Sur son alpe blanche et le sapin vert Il pleure, qu ́il pleure L'alpe blanche et le sapin vert...
Die Vergänglichkeit ist in allem versteckt. Wir bemerken ja erst, dass etwas vergangen ist, wenn es plötzlich nicht mehr da ist.
In den einfachen Worten des Liedes schwingt neben der Trauer aber auch die Neugier auf das Neue mit, die weite Welt, das Abenteuer,welches für die unschuldige, unbelastete Zeit eingehandelt wird.
Mit der Aussicht auf ein Paradies wird in den Religionen ja auch versucht, das Vergehen des Irdischen erträglich zu machen.Wenn man sich humorvoller trösten will, hilft vielleicht zusammenfassend die Zeile:
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!